Berggorillas in Zoos

PUCKER & COCO / © Bob Campbell
PUCKER & COCO / © Bob Campbell

Bereits 1967 wusste Dian Fossey, dass der Kölner Zoo einen Berggorilla „in Auftrag gegeben hatte“. Vertreter der Stadt Köln hatten die Bitte an die Park Aufsicht in Ruanda gestellt.

 

1969 informierte man Dian Fossey, dass man einen jungen Gorilla in einem Dorf festhalten würde. Sie machte sich auf den Weg und wollte sich das Ganze einmal ansehen. Von heftigen Durchfällen geplagt hatte man die Kleine bereits als nicht transportfähig angesehen und von der Park Aufsicht in Ruanda in Gewahrsam genommen. Dabei bot sich ihr ein schrecklicher Anblick. Ein etwa 2-jähriges Gorillajunges blickte sie aus dem hintersten Eck einer Drahtkiste an. Da sich das Tier in einem jämmerlichen Zustand befand, gab man den Überredungskünsten von Fossey statt, das Tier an sich zu nehmen. Sie besorgte sich eine Transportmöglichkeit und nahm das Tier mit in „ihre Hütte“. Sie nannte dieses Tier COCO. Dian bangte um das Überleben der Kleinen. Man hatte das Tier falsch ernährt.

 

Nach einer Woche bekam sie die Nachricht, das man sich inzwischen noch ein Tier "beschafft habe". Dieser Gorilla war völlig traumatisiert und weinte jämmerlich vor sich hin. Auch für dieses Tier kam kein Transport in Frage und man überließ ihn ihr. Dian nannte es PUCKER PUSS. Ob Dian das Geschlecht der Tiere wusste ist nicht bekannt. 

PUCKER, COCO & DIAN FOSSEY / © Bob Campbell
PUCKER, COCO & DIAN FOSSEY / © Bob Campbell

Dank der Pflege von Dian Fossey überlebten die beiden jungen Gorillas die ersten Wochen. Die meiste Zeit trug sie einen der beiden Gorillas eng am Körper. Durch ihre Studien wusste sie ganz genau, welche Pflanzen die Gorillas in dem Alter brauchten bzw. mochten.

 

Beide Gorillas hatten entsetzliches Leid hinter sich. Im Fall von PUCKER war Dian bekannt geworden, dass eine 8köpfige Gorillafamilie bis zum bitteren Ende um das Jungtier gekämpft hatte. Alle 8 Gorillas bezahlten die Jagd nach diesem Jungtier mit ihrem Leben. 

 

Die beiden jungen Gorillas unternahmen bald Ausflüge mit Dian Fossey und deren Hündin Cindy in den Park. Die zwei Gorillas liebten es mit ihr und Cindy zu spielen. Auch Bob Campell, Fotograf und Freund von Dian gesellte sich manchmal dazu.

 

Das Glück währte jedoch nur kurz. Sie hatte COCO nur überlassen bekommen, weil der Beamte den Gorilla bereits tot wähnte. Bei PUCKER war deren psychischer Zustand so angeschlagen, dass ein Transport den Tod des Gorillas bedeutet hätte. Eventuell hat Dian auch das Versprechen abgegeben, dass sie die Tiere wieder dem Beamten überlassen werde, wenn es ihnen besser geht. Ihr Ziel war es, beide Tiere erst einmal ohne großen Widerstand mit sich nehmen zu dürfen.

 

Dian Fossey schrieb unzählige Briefe an Naturschutzorganisationen mit der Bitte, sich für die Tiere einzusetzen. Auch an den Kölner Zoo wandte sie sich, man möge ihr die beiden Tiere überlassen für eine spätere Auswilderung. Leider entsprach man ihrem Wunsch nicht. Der damalige Zoodirektor in Köln schickte ihr als Antwort eine Ablehnung ihres Gesuches.

Aus Verbitterung darüber verschloss sich die Forscherin später allen Naturschutzprojekten. Mit dem DIGIT FUND gründete sie letztendlich ihre eigene Organisation, die sich für den Lebensraum und die Gorillas in Afrika noch heute engagiert.

 

Am 3. Mai 1969 verließen die beiden jungen Gorillas die Forschungsstation in Karisoke (das ist ein zusammengesetzter Name der beiden Vulkane in diesem Gebiet zwischen der heutigen VR Kongo, Uganda und Ruanda). Ein Aufsichtsbeamter behauptete, dass der Kölner Zoo ihn unter Druck gesetzt hätte ihm die Tiere auszuliefern. Der Gesundheitszustand wäre dabei dem Zoo völlig egal. Später stellte sich heraus, dass dem Beamten das Angebot vorlag, als Begleitperson die Tiere sogar nach Europa zu bringen. 

 

Dian Fossey ging es nach der Abreise der Tiere sehr schlecht. Sie betonte immer wieder, sie habe beide Tiere im Stich gelassen. Man muss erwähnen, dass Dian Fossey damals in sehr großen Geldnöten steckte. Man hatte ihr immer wieder angedroht, den Geldhahn für ihre Forschungen zuzudrehen. Das Leben in einem Zoo bezeichnete die Forscherin als "steril dahin vegetieren". Selbst 10 Jahre später hatte sie die Abreise der beiden Gorillas nicht überwunden. "Es gab keine Worte, um den Schmerz ihres Verlustes zu beschreiben, selbst jetzt, mehr als ein Jahrzehnt später" - sagte sie in einem Interview.

 

Bob Campbell erwähnte später in einem Interview, dass Dian emotional völlig am Ende war, als die Tiere nach Europa abreisten. Das habe vermutlich dazu geführt, dass sich Dian Fossey immer mehr von Menschen zurückzog und ganz in ihrer Arbeit aufging. Sogar von den wenigen Freunden die sie hatte zog sich Fossey immer mehr zurück.

 

Als man Dian Fossey 1985 neben ihrem Lieblingsgorilla DIGIT begrub, zierte übrigens ein Foto von ihr,

PUCKER und COCO das schlichte Holzkreuz.


Coco und Pucker starben 1978 im Kölner Zoo innerhalb eines Monats. Sie lebten 9 Jahre in Gefangenschaft. Seitens des Kölner Zoos wähnte man sich darin ein männliches und ein weibliches Tier gekauft zu haben. Die Stadt Köln behauptet, man hätte beide Tiere als Geschenk der ruandischen Regierung erhalten. Da allerdings viele Zoos damals Wildtiere „in Auftrag“ gaben, darf dies bezweifelt werden.

 

Als sich kein Nachwuchs einstellte, konzentrierte man sich darauf westliche Flachlandgorillas "in Auftrag zu geben". Damit hatten schon mehrere europäische Zoos gute Erfahrungen in der Zucht gemacht. 1976 nahm der Kölner Zoo mit Gorilla KIM, einem Wildfang, die Zucht von Gorillas auf. 

 

Pucker und Coco durften im Kölner Zoo ab und an auf Rasen spielen. Als sie größer wurden, stellte man ihnen ein kleines Gehege mit Gittern zur Verfügung. 

© Ria Bakker
© Ria Bakker

Dian Fossey wurde im Ausland immer bekannter. Dazu beigetragen haben sicherlich auch die Fotos von Bob Campell, die sie mit den beiden Gorillas zeigten. Der Rummel um ihre Person blieb natürlich auch den Zoos nicht verborgen. Vielleicht befürchtete man weitere Eskalationen und stellte die Haltung von Berggorillas in Europäischen Zoos ein. 

 

Bei der Obduktion nach dem Tod beider Tiere stellte man fest, dass es sich sowohl bei COCO als auch PUCKER um weibliche Tiere handelte. 


Text: Heike Arranz Rodriguez