Was (fr)essen Gorillas im Zoo?

In der Natur ist das Nahrungsspektrum sehr groß. Westliche Flachlandgorillas ernähren sich mit rund 200 Kräuterarten. Sie fressen dabei Blätter und die Stängel. Aber auch Baumrinde und das Mark in den Ästen stehen auf ihrem Speiseplan. Gorillas unterscheiden bei Früchten in essbare und giftige bzw. ungenießbare. 

 

Wie bei jedem Zootier sollte man die Fütterung ausschließlich den Tierpflegern überlassen. Kekse, Bonbons oder auch Bananen haben bei den "sanften Riesen" nichts zu suchen. 

 

Im Zoo werden Gorillas hauptsächlich mit  Obst, Salat, Kräutern und Gemüse ernährt.

Fenchel, Lauch, Blumenkohl, Zwiebeln, Salatherzen, Romanesco, Spitzkohl, Artischocken, Tomaten, Kohlrabi, Kohl, Karotten, Paprika, Rote Beete, Sellerie, Salatherzen sind die häufigsten Gemüsesorten, die den Gorillas einmal am Tag verfüttert werden. Die Gemüsesorten werden dabei meistens im ganzen Innengehege verstreut. 

 

Natürlich hat jeder Gorilla "sein Lieblingsgemüse". Als absoluter Favorit unter den Gemüsesorten hat sich jedoch die Karotte durchgesetzt. Vermutlich weil sie "leicht süßlich" schmeckt, kommt die Karotte besonders gut an bei den Gorillas.

Fast täglich auf dem Speiseplan stehen vor allem "bittere Gemüse" wie zum Beispiel Chicoree, verschiedene Salate, Lauch und die bereits erwähnten Karotten. Jeder Gorilla hat dabei seine eigene Technik. Oft wird das Äußere abgeschält und nur das Innere verzehrt. 

Selten werden dagegen Blumenkohl oder Kartoffeln (gekocht) verfüttert. Aber auch mit einem Blumenkohl wird ein Gorilla (hier im Bild ASSUMBO) fertig. 

Ob Fenchel bei Bauchschmerzen oder Durchfallerkrankungen helfen, kann man nicht genau sagen. In der Natur setzen Gorillas nämlich durchaus Kräuter und Pflanzen "gezielt ein". 

 

Große Rolle bei der Fütterung spielt nicht nur was man füttert, sondern wie. Im Nürnberger Tiergarten (Foto) kommt das tägliche Gemüse von oben. Dabei verfangen sich Salat und Gemüse in den Gitterstäben. Die Gorillas werden dazu aufgefordert zu klettern. Dabei ist oft auch Fingerfertigkeit gefragt. Der Tiergarten versteckt auch oft in Kanistern Gemüse. Sogar ältere Tiere nehmen diese Futterweise sehr gerne an, wie man sieht. 

 

In den meisten Zoos wird das Gemüse jedoch auf dem Boden verteilt, damit die Gorillas wie in der Natur vom Boden fressen. 

Aber nicht nur Gemüse steht auf dem Speiseplan. Täglich werden Äste von Laubbäumen verfüttert. Der Gorilla zieht die Blätter ab und schält dann die Äste mit den Zähnen. Sie verzehren nicht nur die Blätter, sondern auch die Rinde oder das Mark. Besonders gegen die Langeweile ist diese Art der Fütterung, der Essensaufnahme von Gorillas in der Natur am ähnlichsten. 

In einigen Zoos wird sogenannte "Silage", eine Art "Gärfutter aus verschiedenen Gräsern" verfüttert.  Die Zusammensetzung kann dabei sehr unterschiedlich sein. Der Silage werden häufig auch Körner und Samen beigefügt, die die Gorillas geschickt aufklauben. In der Natur fressen die Tiere gelegentlich Erde. Man nimmt an, dass so Mineralstoffe aufgenommen werden, die in der Pflanzennahrung fehlt. 

Ganz wichtig neben der Nahrungsaufnahme, ist die Aufnahme von Flüssigkeit. Dabei wird vor allem Kräutertee oder hin und wieder auch Fruchtsaft an die Tiere herausgegeben. Einige Gorillas nehmen sehr große Schlücke, bei manchen muss aber auch die Flaschen hin und wieder abgesetzt werden, damit der Gorilla Luft holen kann.. Die meisten Außenanlagen haben einen kleinen Wasserzulauf, damit die Tiere Wasser trinken können.  

Inzwischen hat jeder Zoo auch eine besondere Überraschung für die Tiere parat. Sei es wilde Petersilie, Äpfel (wie hier in Frankfurt), Kiwis oder aber Popcorn, Waffeln und Rosinen. In geringem Maße wird auch tierisches Eiweiß verfüttert wie Quark oder Eier. Mancher Zoo kocht sogar Fleisch ab. Es hat sich herausgestellt, dass die Tiere bei einer solchen Fütterung nur selten ihren eigenen Kot zu sich nehmen. 

Ganz wichtig ist jedoch die individuelle Fütterung jedes Tieres. Mit den Jahren hat jedes Tier seine eigenen Vorlieben. Die einen mögen Aprikosen, Ananas oder ihren Brei. Die individuelle Fütterung hat auch den Vorteil, dass der Tierpfleger sich das Tier genauer ansehen kann. Medikamente lassen sich so gezielt auf ein Tier anwenden. Die "individuelle Fütterung" ist sogar laut "Gutachten über Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren" vorgeschrieben. 

Manchmal wird "Süßes" in Hölzern, Zeitungspapier oder Kanistern versteckt. Auch Gorillas benutzen nämlich eine Art "Besteck", wenn es darum geht Leckerbissen aus einem Gefäß zu bekommen. Besonders der Basler Zoo (Foto) lässt sich täglich etwas Besonderes einfallen. Dort wurde auch das "Environmental Enrichment" erfunden, das sich Wissenschaftler Jörg Hess bei den Gorillas in der Natur abgeschaut hat. 

 

Absolutes Highlight im Sommer ist die Verfütterung von Eis. Dabei werden Obstsaft wie Melone eingefroren und an die Gorillas verteilt. 

 

Beim "Eis essen" versteht auch ein Silberrücken keinen Spaß. 


Text / Photos: Heike Arranz Rodriguez