Silberrücken in Zoos

Mit etwa 10 Jahren (in der Natur ab etwa dem 15. Lebensjahr) beginnt sich das Rückenfell eines männlichen Gorillas langsam "silbern" zu färben. Bevor das geschieht nennt man junge männliche Gorillas "Schwarzrücken". Mit der Verfärbung des Rückens setzt auch die Geschlechtsreife eines jungen männlichen Gorillas ein. Ein junger Silberrücken testet das bisherige Familienoberhaupt aus, ob er vielleicht die Gruppe/Familie übernehmen kann. Wenn sich keine Möglichkeit bietet die Gruppe zu übernehmen, wird es Zeit für den jungen Gorilla sich abzusondern. In den Zoos werden diese Tiere aus dem Familienverband genommen, da die Streitigkeiten immer öfter und heftiger werden.

Übrigens ist der Rücken des westlichen Flachlandgorillas bis über die Oberschenkel "Silberfarben", während beim östlichen Flachlandgorilla nur der Rücken sich silbern färbt. 

Die neue Gemeinschaft kann sogar aus mehreren männlichen Tieren bestehen, deren Silberrücken sich erst ausbildet. In harmlosen Rangkämpfen testen die Tiere ihre neue Stärke aus. Zu ernsthaften Verletzungen kommt es daher eher selten. Auch wenn kein weibliches Tier in der Gruppe ist, so bilden alle männlichen Tiere einen Silberrücken aus. 

KISUMU & WAZUNGU / Zoo Schmiding (Österreich)
KISUMU & WAZUNGU / Zoo Schmiding (Österreich)

Kaum oder gar keine Verfärbung des Rücken ist bei "kastrierten Gorillas" zu sehen. Diese Tiere haben nicht die Möglichkeit später eine Gruppe zu übernehmen. Das Kastrieren eines Gorillas ist in meinen Augen grausam, da natürliches Verhalten verhindert wird. Ein solcher Gorilla sondert sich ab und wird immer ein Außenseiter bleiben. Sobald er auf einen Silberrücken trifft, ist er diesem unterlegen. Chaotisch wird es, wenn mehrere kastrierte Gorillamänner auf einen Silberrücken treffen. 

Setzt man einen Silberrücken in eine Gruppe mit weiblichen Tieren ein, so wird dieser so agieren wie er es in der Familiengruppe gesehen und erlernt hat. Die Bereitschaft sich zu paaren geht vom weiblichen Tier aus. Viele weibliche Tiere die zum Beispiel von Hand aufgezogen wurden, wissen nicht wie man sich einem Silberrücken gegenüber verhält. Es kommt zu "Beißereien", die sehr heftig ausfallen können. 

Bis vor wenigen Jahren nahm man an, dass sich Silberrücken kaum oder gar nicht an der Aufzucht von Gorillababys beteiligen. Doch wurden die Wissenschaftler eines Besseren belehrt. Sowohl in der Natur als auch im Zoo gibt es Gorillas, die den meist überforderten Müttern die Gorillababys "abnehmen". Der Nachwuchs darf auf dem Bauch schlafen oder der Silberrücken trägt das Kleine herum. Auch das spielen mit dem Jungtier übernimmt der "sanfte Riese". Nur zum Trinken übergeben diese Tiere den Müttern ihre Kinder. Dieses Verhalten sah ich im Züricher Zoo bei Silberrücken N'GOLA. 

 

Sehr wichtig in der Erziehung von jungen Gorillas, egal ob weiblich oder männlich spielt der Silberrücken. Auch im hohen Alter können Silberrücken spielerisch mit den Heranwachsenden umgehen. Ja fast wie ein "Großvater" übernehmen sie so manchen jungen Rabauken. 

 

Ältere Silberrücken können sich auch in ihren Verhalten ändern. Sind sie recht ungestüm oder gar desinteressiert an weiblichen Gorilladamen, so verändert sich oft das Verhalten im Alter. Aus Desinteresse wird so oft eine "richtig dicke Freundschaft". Vor allem im Zoo, wo keine Möglichkeit des Ausweichens gegeben ist, verändern sich Beziehungen oft. 


Text/Photos/Videos: Heike Arranz Rodriguez 

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