Gegen das Kastrieren von Gorillas

Viele Tierarten in den Zoos leben in Gruppen, denen (wie in der Natur) nur ein männliches Tier als Familienoberhaupt vorstehen kann. Sei es ein Löwe oder auch ein männlicher Gorilla – Silberrücken.

  

Da bei den Tieren im Zoo sowohl die gleiche Anzahl männlicher wie weiblicher Nachwuchs geboren wird, müssen sich die Zoos inzwischen die Frage stellen: „Was machen wir mit den männlichen Tieren, wenn diese erwachsen sind?“  

 

Von ihrem Vater werden diese Heranwachsenden (meistens) nicht mehr geduldet. Weibliche Tiere kann man problemlos in andere Zoos vermitteln. Da die Zoos nur begrenzten Platz haben und an stetigen Nachwuchs interessiert sind, geht man immer mehr dazu über die männlichen Tiere zu kastrieren.

 

Der Eingriff in Form einer Kastration hat erhebliche Auswirkungen auf den Körper eines Tieres haben. Löwen fällt zum Beispiel die Mähne aus und Gorillas bekommen kein silberfarbenes Fell am Rücken. Daten über die psychischen Folgeschäden dieser Tiere sind den Zoos kaum bekannt oder erforscht.

 

In Amerika und nun auch in Europa engagieren sich immer mehr Tierfreunde gegen diesen Eingriff in die „natürliche Entwicklung eines Tieres“. Der Österreicher Jörg Feiertag engagiert sich zum Beispiel in einer Petition an das EEP (Europäisches Zuchterhaltungsprogramm) gegen die Kastration von jungen Gorillas in den Zoos

© Heike Arranz Rodriguez
© Heike Arranz Rodriguez

Juni / Juli 2023

Tiergarten Nürnberg kastriert zwei junge Gorillas

Eines der zwei jungen Gorillamännchen im Nürnberger Tiergarten ist kastriert worden. Der Eingriff sei gut verlaufen, erklärte Tiergartendirektor Dag Encke auf BR-Anfrage. Die Kastration war nötig geworden, damit das Tier in Nürnberg bleiben kann.

>>> Bericht des BR zu diesem Thema

Nun hat der Tiergarten Nürnberg seine beiden Jungtiere bei den Gorillas kastriert. Große Gegenwehr gegen dieses Vorgehen, hat es weder von seitens PETA noch dem GREAT APE PROJEKT gegeben. Letzteres verwunderte mich sehr, denn schließlich verwehrt hier ganz klar ein Zoo, Menschenaffen ihres Grundrechtes auf ein selbst bestimmtes Leben. 

Für mich ist dieses Vorgehen nicht zum Schutze oder Wohl eines Gorillas. Hier wird ganz klar, das Interesse eines Zoos über das Leben eines Gorillas gestellt. Den beiden jungen Gorillas wird mit diesem Eingriff ein Leben als Silberrücken für alle Zeiten verwehrt. Man greift in die Natur eines Tieres ein. So als wäre ein Gorilla, eine Hauskatze. Selbst da käme man nicht auf die Idee Wildkatzen zu kastrieren. Immer wieder verstecken sich zoologische Einrichtungen hinter dem Artenschutz-Gedanken. Doch was hat eine Kastration mit Artenschutz zu tun? - Absolut nichts!

Wie Vater "Thomas" in 10 Jahren auf den kastrierten Nachwuchs reagieren wird, ist jetzt noch nicht einmal absehbar. Zudem erwähnt der Tiergarten mit keinem Wort, was das Leben der beiden jungen Gorillas im Alter von 20 bis 50 betrifft. - Also nach dem Ableben von Vater "Thomas". Kein Silberrücken oder auch andere Gorillafamilie wird die beiden ewigen "Schwarzrücken" akzeptieren. In 30 Jahren wird Dag Encke längst pensioniert sein und die beiden Gorillas gehen ihn nichts mehr an. Glaubt er wirklich, die beiden Gorillas leben "glücklich" bis an ihr Lebensende in Nürnberg?

Da fragt man sich: "Darf ein Gorilla kein Gorilla sein, wenn er im Tiergarten Nürnberg geboren wird?". Für mich ist das ein Grund mich immer mehr von den Zoos zu distanzieren. Seit 4 Jahren - nach dem Tod von Gorilla BIANKA besuche ich den Tiergarten Nürnberg nicht mehr. Die jetzige Aktion mit dem Kastrieren der beiden jungen Gorillas bestärkt mich darin, meine finanziellen Mittel (Dauerkarte, Fotoequipment) in den Tierschutz in Afrika zu stecken. Gerade die Aufzuchtstationen von Gorilla-Waisen benötigen Spenden. 

 

Heike Arranz Rodriguez


6. März 2023

Junge Gorillamännchen im Tiergarten Nürnberg werden kastriert und können in ihrer Gruppe bleiben

Der Weg, den der Tiergarten Nürnberg präferiert, ist daher die Kastration der Jungtiere. "Vom Verhaltensrepertoire sehen wir immer wieder, dass soziale Interaktionen bei geselligen Tieren das lebensbereicherndste Element sind, das sie haben", sagt  Dag Encke (Zoodirektor des Tiergartens). Bei Gorillas liege die ideale Gruppenstärke bei einem Mann und vier Weibchen. Wenn Thomas, Habibu und Louna nur noch zu dritt wären, bedeutete dies "eine Einengung der sozialen Möglichkeiten, eine Verarmung des Lebens".

Falls Kato und Akono in ihrer Geburtsgruppe bleiben könnten, hätte die Gruppe ein vielfältigeres Geflecht. "Wir ermöglichen den Tieren ein ausgewogenes Sozialleben, mit der Einschränkung, dass sie niemals sexuell aktiv werden können."

Es komme hinzu, dass kastrierte Affen "große Kindsköpfe" seien. "Die bleiben sehr verspielt." Auch das belebe die Gruppe. Vom Körperbau her werden sie der Erfahrung nach größer als die Weibchen, aber ohne den massiven Muskelaufbau, der für Silberrücken typisch ist.

So einfach stellt sich Zoodirektor Dag Encke eine Kastration bei jungen Gorillas vor. Encke ist keineswegs ein Primatologe und hat seinen Doktortitel zu einer Studie von Käfern erhalten. Im gleichen Interview vergleicht er das Kastrieren eines Menschenaffen mit dem einer Hauskatze. 


Auszüge aus einer Facebook-Unterhaltung mit dem Tiergarten Nürnberg zu diesem Thema

Was richtet zudem eine Kastration emotional in einem Gorilla aus? - Einen irreparablen Schaden und das nicht nur körperlich. Gorillas sind unsere nächsten Verwandten im Tierreich und Ihr experimentiert mit ihnen. Warum orientiert ihr Euch nicht an der Natur und lasst dieser ihren Lauf.

Die von Ihnen angegebenen Studien sind lächerlich. Es handelt sich bei den in den Studien um noch recht junge Gorillamänner. Natürlich sind diese Tiere verspielt. Ein Gorilla mit 10 bis 13 Jahren hat viele Flausen im Kopf. Übrigens ist auch ein 50jähriger Silberrücken verspielt. Es gibt keine Studie, wie sich ein kastrierter Gorilla mit 20 Jahren oder älter verhält. Dann kann man ein solches Tier nämlich nie in eine Gruppe integrieren. Vom Familienverband wird ein solches Tier nie ernst genommen. Das Ganze gipfelt in Frustration und es kommt zur Isolation des Tieres. Als Silberrücken kann sich ein Gorilla der Angriffe erwehren. Als kastrierter Gorilla ist er immer unterlegen. Es kommt zu lebensgefährlichen Beißereien. Eure Studien sind somit zu kurz gedacht. Zwangsläufig wird es dazu kommen, dass kastrierte Tiere im Alter alleine leben. In einer Gruppe haben sie keinen Platz.

Lösung des Problems kann nur sein, überzählige männliche Tiere in eine Junggesellengruppe zu geben. In den 80iger Jahren befürchteten Zoos, dass diese Tiere "schwul" werden können. Diese These kam aus Reihen der Zoos und wurde widerlegt. Prag und Schmiding beweisen aktuell, dass das nicht der Fall ist. Noch immer sperrt sich vor allem Deutschland eine Junggesellengruppe in einem Zoo zu gründen. Nur in den Junggesellengruppen können sich männliche Gorillas messen. Es gibt doch genug Zoos in Deutschland, dann muss eben dort neu gebaut oder Platz geschaffen werden.

Zweite Lösung könnte sein, dass man in Afrika weitere Refugien schafft, wo die Gorillas auf sich selbst gestellt sind, wie die Aspinall-Stiftung es praktiziert. Doch das wird nie passieren. Kein Gorilla aus deutschen Zoos wird je „ausgewildert“ werden.

Die Zukunft von Gorillas wird wohl so aussehen: In der Natur gibt es keinen Lebensraum mehr und die Tiere sind akut vom Aussterben bedroht. Irgendwo auf der Welt leben einzelne Gorillas, die in Deutschland einst kastriert wurden. 
Heike Arranz Rodriguez


Ihr lügt Euch in die eigene Tasche. Ihr züchtet weiter und die kastrierten Jungen sollen in der Gruppe bleiben! Wie soll das denn gehen? Wollt ihr, das der TG aus allen Nähten platzt vor Gorillas.

Gesteht Euch endlich ein, dass das EEP versagt hat. Denkt doch an Eure Tiere und nicht an ein Computerprogramm, das Tiere zusammenwürfelt.

Heike Arranz Rodriguez


In meinen Augen seit ihr Tierquäler! Beide Gorillajungs sollen kastriert werden. Euer EEP hat versagt und ihr tragt das jetzt auf den Rücken der Tiere aus. Pfui, ihr solltet Euch schämen. Ein Menschenaffe ist doch keine Katze. Die jungen Gorilla werden nie ein Silberrücken sein. Oft entstehen durch die Kastration Missbildungen. In der Rangfolge werden solche Tiere immer am Ende stehen. Daten über die psychischen Folgeschäden dieser Tiere sind den Zoos kaum bekannt oder erforscht.

Heike Arranz Rodriguez


Tiergarten Nürnberg ganz ehrlich. Weshalb züchtet man überhaupt noch Gorillas? Was man mit der Kastration diesen beiden Buben antut ist katastrophal.  Anstatt jeder x-beliebige Zoo in Europa seine eigene Gorillafamilie hält, könnte man Junggesellengruppen aufbauen. Das dieses ein Erfolgsrezept ist zeigt doch der Loro Parque.

Angesichts dieser Empfehlung des EEP muss man sich nicht wundern, weshalb immer weniger Menschen Zoos toll finden.

Ich bin mehr als enttäuscht  lasst euch bitte nie wieder für eine Gorillageburt feiern.

Marion Meier 


Tiergarten Nürnberg ich hab mir jetzt diese Stellungnahme mehrmals durchgelesen und einige Stellen entsetzen mich einfach nur. Das EEP ist schrecklich. Gorillas sind doch keine Kartoffelsäcke, mit denen man nach Belieben hantieren kann 

1. >>Die Gene des Vaters der beiden sind in dem Programm schon stark vertreten – somit können er und seine Söhne nicht mehr zum Erhalt der genetischen Vielfalt beitragen.<<

Weshalb, frage ich mich, wurde dann "mit diesem Vater" überhaupt noch gezüchtet? Kinder von ihm machen doch dann absolut keinen Sinn.

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2. >>Junggesellengruppen werden in den EAZA-Zoos deswegen vor allem mit Tieren gegründet, die Aussicht auf einen eigenen Harem haben.<<

Gorilla Schorsch wurde in solch eine Junggesellengruppe in den Loro Parque ausgelagert und lebte dort bis zu seinem Tod. Es ist also möglich, wenn man es wirklich will. Aber die Kastration ist natürlich einfacher (für den Menschen).

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3. >>Denn Westliche Flachlandgorillas sind sehr soziale Tiere und brauchen eine stabile Gruppe.<<

Wenn für Gorillas eine stabile Gruppe so wichtig ist, weshalb wurden und werden denn dann überhaupt bestehende Gorillagruppen auseinandergerissen? Ich meine nicht Jungtiere, sondern Alttiere.

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4. >>Mit der Kastration der beiden Nürnberger Gorillajungtiere stehen die Chancen sehr gut, dass ihr Vater sie weiterhin in der Gruppe akzeptieren und nicht als Konkurrenten wahrnehmen wird.<<

Was, wenn Thomas die beiden Kastraten nicht akzeptieren wird? Dann sind die zeitlebens die rangniedrigsten Individuen einer Gruppe, wo auch immer sie sind. 

Marion Meier